Anästhesisten bestehen auf Einhaltung der Impfreihenfolge

Die Anästhesisten protestieren gegen Nichteinhaltung der empfohlenen Covid-19-Impfreihenfolge. Denn sie sind hinsichtlich der Corona-Viren besonders exponiert, gleich, ob im Operationssaal, auf der Intensivstation oder im Notarzt-Einsatz.

Immer wieder haben Anästhesisten mit Patienten zu tun, die sie nicht kennen, die aufgrund ihres Zustands schnell in Narkose versetzt werden müssen, die dann aber möglicherweise mit dem Corona-Virus infiziert sind. Solche Situationen entstehen nicht nur auf der Intensivstation, sondern vor allem auch im Operationssaal und im Notarzt-Einsatz auf der Straße. Die Ärztinnen und Ärzte sobald wie möglich gegen das Corona-Virus zu impfen, wäre deshalb - ihrer Ansicht nach - sinnvoll, wenn in einzelnen Fällen nicht sogar lebenswichtig. Gleiches gilt für die Pflegekräfte aus der Anästhesie in den Operationssälen und auf den Intensivstationen.

Die Anästhesisten melden sich besorgt und verärgert zu Wort: Laut Empfehlung der STIKO für die Impfreihenfolge gehören sie aufgrund der Aerosolbelastung zum „Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen“. Dennoch nehmen bei den anästhesiologischen Gesellschaften derzeit die Meldungen aus den Krankenhäusern zu, wonach sie oft erst nach anderen Berufsgruppen im Krankenhaus geimpft werden, bei denen grundsätzlich aber die Möglichkeit zum Homeoffice bestehen würde: „Das ist regelwidrig und fahrlässig“, sagt der Präsident des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA), Prof. Dr. Götz Geldner. Und der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), Prof. Dr. Frank Wappler, fügt hinzu: „Hier läuft anscheinend etwas schief.“ Die beiden Verbände vertreten in Deutschland weit über 30.000 Anästhesistinnen und Anästhesisten in verschiedenen Einsatzbereichen und sprechen auch für tausende von Pflegekräfte. Es geht ihnen um einen schnellen und ausreichenden Schutz des Personals sowohl bei Notfällen, als auch bei geplanten Operationen, auch im ambulanten Bereich.

Auch angesichts der knappen Mengen an Impfstoff fordern BDA und DGAI, darauf zu achten, dass Anästhesisten gemäß den Anordnungen vorrangig geimpft werden: „Wer im Homeoffice arbeitet, braucht keine frühzeitige Corona-Impfung“, umschreibt Prof. Geldner das Problem. „Wir fordern die deutschlandweite Berücksichtigung von Anästhesisten und Anästhesiepflegekräften im Rahmen der Gruppe 1 nach den Empfehlungen der STIKO“, sagt Professor Wappler: „Allein im OP arbeiten sie an vorderster Front und sind unter anderem bei der Ein- und Ausleitung der Narkose einer erheblichen Aerosolbelastung durch die Patienten ausgesetzt“.

Bei ihren Forderungen stützen sich die Anästhesisten auf die „Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2“, die durch Bundesgesundheitsminister Spahn in Kraft gesetzt wurde.

BDA und DGAI hoffen außerdem, dass das Impfen in Deutschland bald deutlich an Fahrt aufnimmt. Die Verzögerungen und Probleme in diesen Tagen seien eindeutig auf Planungsfehler zurückzuführen: „Jeder Tag, an dem nicht weiter geimpft werden kann, ist ein Tag, an dem die Menschen dem Virus ausgesetzt werden, schwer erkranken und daran sterben können“, sagt Prof. Wappler.

Pressemitteilung BDA/DGAI

Januar/Februar 2021


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