Wiederholter Cannabis-Gebrauch („Kiffen“) kann ähnlich wie regelmäßiger Alkohol- und Nikotin-Konsum die Wirkung von Narkosemitteln bei einer Operation verändern. Das Narkotikum wirkt in der Regel nicht so stark, der Patient kann leichter aufwachen. Daher muss das Narkotikum bei Cannabis-Konsumenten in einer höheren Dosis verabreicht werden. Dies belegt u.a. eine US-Studie des Wissenschaftler-Teams rund um Mark Twardowski von den Western Medical Associates in Grand Junction (Colorado/USA), deren Ergebnisse im Fachjournal „The Journal of the American Ostheopathic Association“ erschienen sind. Doch nicht alle Patienten denken vor einer Operation bei der Abfrage nach Drogen an ihren wöchentlichen Joint bzw. zählen Haschisch (ähnliche Begriffe: Gras, Marihuana, Hanf) zu Drogen.
Suchtmittel verändern Leberstoffwechsel, mehr Narkotikum ist nötig
Der Leiter Sektion Schmerztherapie der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Jena, apl. Prof. Dr. med. Winfried Meißner, verwundert diese Studienerkenntnis nicht: Bekommt die Leber häufig mit Suchtmitteln wie Alkohol zu tun, steigert sie ihre Entgiftungsfunktion. In der Folge werden auch Narkosemittel schneller verstoffwechselt und wirken dementsprechend nicht so lang. Möglicherweise ist dies auch die Ursache für eine verringerte Narkotika-Wirkung nach Cannabis-Konsum. Neben Drogen beeinflussen auch Beruhigungsmittel (Tranquilizer) und andere Psychopharmaka die Wirksamkeit von Narkosemitteln. Dies sollten Patienten wissen und im eigenen Interesse den Konsum ehrlich beim Anästhesie-Vorgespräch bzw. im Anästhesie-Fragebogen angeben.
Quellen:
The Journal of the American Osteopathic Association, May 2019, Vol. 119, 307-311.
doi: doi.org/10.7556/jaoa.2019.052
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äin-red
Januar 2020