„Treten bei Säuglingen oder Kleinkindern plötzliche Hustenattacken auf, sollten Eltern und andere Aufsichtspersonen daher an eine mögliche Fremdkörperaspiration denken. Wenn kein effektiver Husten erkennbar ist, dafür aber pfeifenden Atemgeräuschen bzw. Anzeichen von Atemnot bis hin zur Blaufärbung des Gesichts bestehen, ist sofort die Notrufnummer 112 zu wählen“, sagt Prof. Dr. med. Jan-Thorsten Gräsner, Vertreter Notfallmedizin im BDA. „Besonders Erdnüsse, Nussschalen, Weintrauben, Bonbons, aber auch Spielzeug-Kleinteile bergen ein großes Gefahrenpotenzial in Kinderhänden. Aus Neugier werden die Kleinstteile in den Mund gesteckt und können so eingeatmet, also aspiriert, oder verschluckt werden“, warnt der Facharzt für Anästhesiologie und Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel.
Nach Notruf – Aushusten & Rückenklopfmethode
Als Sofortmaßnahme sollte das Kind beruhigt und zum Husten aufgefordert werden, wenn es dies nicht schon als Reflex macht. Kann der Fremdkörper nicht ausgehustet werden, muss bei anhaltender Atemnot die Rückenklopfmethode angewandt werden. Der Betroffene muss dafür seinen Oberkörper nach vorn bzw. unten beugen. „Dann geben Sie mit der flachen Hand bis zu fünf feste Schläge zwischen die Schulterblätter, um den Fremdkörper zu lösen. Kleinkinder legen Sie hierfür am besten über Ihren Schoß, Säuglinge halten Sie über Kopf“, rät Prof. Gräsner. Wen auch dies nicht zum Erfolg führt und der Patient bewusstlos wird und die Atmung einstellt, muss mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden.
Bleibt die Rückenklopfmethode erfolglos, wird bei betroffenen Kindern (ab ca. Kindergartenalter), Jugendlichen und Erwachsenen das sogenannte Heimlich-Manöver angewandt. Das Heimlich-Manöver basiert auf starken Druckbewegungen auf den Oberbauch. Bei Säuglingen ist von dieser Anwendung allerdings abzusehen und auf den Rettungsdienst zu warten, da die Gefahr möglicher innerer Verletzungen zu groß ist.
Achtsamkeit ist der beste Schutz
Die Aspiration von Fremdkörpern tritt vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern auf. Aber auch Patienten mit Schluckstörungen und psychisch kranke Menschen tragen ein erhöhtes Risiko. Der beste Schutz ist die Prävention: Kleinteile, Nüsse und ähnlich gefährliche Gegenstände gehören nicht in die Reichweite von Risikopatienten.
Anästhesisten sind auch Notfallmediziner
Notfallmediziner kommen aus verschiedenen Fachrichtungen. Bei Anästhesistinnen und Anästhesisten ist die Behandlung von Notfällen sowie die Wiederherstellung und Aufrechterhaltung akut bedrohter Vitalfunktionen Teil ihrer Facharztausbildung. Viele Anästhesisten vertiefen diese Kenntnisse nach ihrer Facharztausbildung noch im Rahmen einer Weiterbildung in der Notfallmedizin.
äin-red
September 2018