In den deutschen Krankenhäusern werden für Operationen pro Jahr schätzungsweise 17 Millionen Narkosen vorgenommen. Hinzu kommen viele tausend weitere Narkosen in Arztpraxen und Behandlungszentren, in denen Menschen ambulant operiert werden. Die Anästhesisten begleiten die Patienten sicher durch die Operation, durch ein Narkose-Vorgespräch, die Anwendung bewährter und standardisierter Verfahren, moderne Medikamente und Geräte sowie eine nahezu lückenlose Überwachung - von der Einleitung über den OP bis zum Aufwachraum oder zur Intensivstation und dann bis zur Übergabe an die Normalstation.
„Wir sind heute in der Lage, für jeden Eingriff und jeden Menschen eine individuell zugeschnittene Narkose anzubieten“, sagt Professor Dr. Rolf Rossaint, Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ (DGAI). Das betreffe den frühgeborenen Säugling, der bei Bedarf noch vor dem errechneten Geburtstermin narkotisiert und operiert werden könne, ebenso wie den hochbetagten Patienten, der nach einem Unfall dringend versorgt werden muss. Dabei seien die Narkosen im Laufe der Jahre auch immer sicherer geworden. Die Wahrscheinlichkeit, durch eine Narkose selbst zu versterben, liegt nach neuesten Studien sehr weit unter einem Promille.
Anästhesisten sind aber nicht nur rund um eine Operation im Einsatz, sondern auch als Ärzte auf den Intensivstationen, als Notärzte bei Blaulicht-Einsätzen, als Schmerztherapeuten in Praxen und Kliniken sowie als Palliativmediziner zur Versorgung von Patienten in der letzten Lebensphase.
Durch die Corona-Pandemie seien viele Anästhesie-Abteilungen an die Belastungsgrenze geführt worden, sagt DGAI-Präsident Rossaint. Während der ersten Welle mussten vielerorts innerhalb weniger Tage durch die Anästhesisten Behandlungskapazitäten frei gemacht, Operationen verschoben, zusätzliche Kolleginnen und Kollegen für Pflege und Behandlung ausgebildet und dann schwerkranke Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen behandelt und beatmet werden: „Diese schwierigen Wochen hätten ohne das große Engagement der Narkoseärzte in den deutschen Krankenhäusern so nicht bewältigt werden können“, macht Rossaint deutlich. Umso wichtiger sei es nun durch die Einhaltung der Empfehlungen und Regeln einen weiteren Anstieg der Corona-Infizierten und eine Überlastung des Gesundheitssystems und der Intensivmedizin in den kommenden Monaten zu verhindern.
Den Weltanästhesietag am 16. Oktober werden die Anästhesisten in diesem Jahr wegen Corona mit weniger Aktionen als sonst begehen. Es sind nur einzelne Informationsveranstaltungen vor Ort geplant. Dennoch gibt es viele interessante Themen und Neuigkeiten rund um die Arbeit der Anästhesisten, wie zum Beispiel auf den Internetseiten des „Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten“ (BDA) und der „Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ (DGAI) nachzulesen ist. Ein Beispiel: Die Umsetzung einer nachhaltigen Anästhesie mit mehr Rücksicht auf Umwelt und Klima. Im Auftrag der Anästhesie-Fachgesellschaften hat eine Experten-Gruppe sechs Bereiche beleuchtet, in denen sich die Anästhesie umweltfreundlicher verhalten könnte. Beispielsweise beim Einsatz klimaschonender Narkosegase, durch die Vermeidung von Abfall und mehr Forschung zu umweltfreundlichen Medikamenten und Abläufen. Die Empfehlungen werden nun in den Anästhesie-Abteilungen bundesweit verbreitet.
Im kommenden Jahr wollen die deutschen Anästhesisten den 175. Jahrestag der weltweit ersten Narkose feiern - sofern es das Corona-Virus zulässt. Geplant sind unter anderem ein großer Festakt in Berlin und eine interessante Filmreihe zur Geschichte der Anästhesie.
Pressemitteilung des BDA und der DGAI
Oktober/November 2020
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