Akuter Schmerz
Ein akuter Schmerz entsteht als Reaktion auf eine Verletzung, einen thermischen Reiz, wie Hitze oder Kälte, einen mechanischen Reiz, wie z.B. Druck, oder einen chemischen Reiz. Chemische Reize schädigen den Körper beispielsweise in Form von Säuren oder werden vom Organismus im Zusammenhang mit einer Entzündung selbst gebildet.
Ein akuter Schmerz ist ein Warnsignal, denn er weist auf eine Gefahr hin: z.B. die heiße Herdplatte. Berührt man sie versehentlich, dauert es kaum einen Wimpernschlag bis man die Hand zurückzieht. So wird durch eine Reflexreaktion (Fluchtreflex) eine Gewebeschädigung oder schwerere Verletzung vermieden.
Darüber hinaus ordnet das Gehirn das Schmerzereignis ein, indem es Vergleiche mit früheren Erlebnissen vornimmt und das Geschehen mit gespeichertem Wissen abgleicht. Dies ist die Voraussetzung für weitere (Schutz)Maßnahmen wie etwa den verbrannten Finger unter kaltes Wasser zu halten, eine Wunde zu reinigen und mit einem Pflaster zu schützen oder einen Arzt aufzusuchen.
Das Schmerzsignal löst im Gehirn augenblicklich eine Vielzahl an Reaktionen aus. Zuerst lenkt der Schmerz die Aufmerksamkeit auf eine Gefahr. Gleichzeitig löst er eine unmittelbare Reaktion aus, z. B. einen Schutzreflex, eine Anspannung der Muskulatur oder eine Schonhaltung. Schnell zieht man die Hand von der Herdplatte weg und schreit möglicherweise laut auf. Fast zeitgleich steigt der Blutdruck, Herzschlag und Atmung werden beschleunigt. Starke Schmerzen können ferner von Übelkeit und intensiven Gefühlen wie Angst oder Hilflosigkeit begleitet werden.
Darüber hinaus bemüht sich das Gehirn sofort um die Hemmung der Schmerzempfindung. So regt es die Freisetzung schmerzlindernder Substanzen an. Körpereigene Opioide unterbrechen die Schmerzweiterleitung, während spezielle Botenstoffe vom Gehirn über die Nervenbahnen zurück zur betroffenen Schaltstelle im Rückenmark gesendet werden, um die Schmerzweiterleitung zu unterdrücken. Daher berichten Unfallopfer, dass sie sich trotz schwerster Verletzungen noch in Sicherheit bringen konnten und dabei keine Schmerzen empfunden haben. Andere werden bewusstlos, weil das Gehirn sie vor einer extremen Schmerzempfindung schützt.
Quellen:
Dorothea von der Laage, Silvia Starke: Patientenatlas „Schmerz“, 2012
Robert F. Schmidt, Florian Lang, Manfred Heckmann: „Physiologie des Menschen“, Heidelberg 2010
Amrei Wittwer, Gerd Folkers: „Schmerz: Innenansichten eines Patienten und was die Wissenschaft dazu sagt“, 2016